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Blick auf die Playoffs - als Spitzenreiter
Die wichtigste Botschaft hat sich Johannes Frühschütz für die Kabine aufgehobe. Er wollte seine Basketballerinnen nicht unnötig ablenken auf dem Spielfeld. Wie sie alle versammelt waren nach dem 65:60-Erfolg beim MTV München verkündete er: „Das war der größte Sieg der Saison.“ Jetzt müsste es schon mit dem Teufel zugehen, wenn der ESV Staffelsee noch die Regionalliga-Playoffs verpasst. Nach acht Spielen beträgt der Vorsprung auf Platz vier (der MTV) bereits vier Punkte, den direkten Vergleich hat Murnau auch gewonnen. Und um den Abend noch perfekter zu machen, kletterten die Murnauerinnen auch noch auf Platz eins der Regionalliga, weil der bisherige Spitzenreiter TV Augsburg daheim eine Niederlage kassierte. Überstürzen werden sie in Murnau aber auch weiterhin nichts. „Die Liga ist viel zu eng, um zu sagen, wo man am Ende rauskommt“, sagt Frühschütz.
Die Partie in München stimmte den ESV schon einmal auf Playoff-Basketball ein. Daran erinnerte die Atmosphäre und die Gangart. „Extrem hart“ nennt es der Coach, was aber nicht unfair bedeutet. Die Schiedsrichter lobt er explizit, weil sie jederzeit Herr der Lage blieben, sogar zwei grobe Fehler eingestanden und so für ein „super-cooles Spiel“ sorgten. Den Staffelsee-Frauen reichte am Ende ein starkes Viertel zum Erfolg. Nach ausgeglichenem Beginn dominierten sie den zweiten Abschnitt in der Defensive. In der Pause hatte der Trainer kleine Schrauben gedreht, ließ unter anderem einen Tick aggressiver decken, um die Größennachteile zu kaschieren. Dadurch kam Murnau zu Ballgewinnen und Schnellangriffen.
Der MTV wiederum fokussierte sich als erstes Team auf Murnaus Stärke aus der Distanz, stellte die Schützinnen zu – öffnete damit aber zwangsläufig die Schleusen Richtung Korb. Insgesamt 24 Freiwürfe erarbeiteten sich die Gäste mit ihren vielen Attacken, verwandelten sie mit einem guten Prozentsatz von 71 Prozent, führten zur Halbzeit komfortabel. Der Einbruch folgte direkt und war für Frühschütz leicht zu erklären. Wegen der Ligapartie unter der Woche waren sämtliche Einheiten ausgefallen. Ergo: Erstmals stellte sich der ESV nicht minutiös auf den Gegner ein. „Wir hatten weniger Varianten und mehr Abstimmungsfehler.“ Die kleinen Aussetzer summierten sich auf, München rückte wieder heran.
Zu mehr reichte es nicht, da in den wichtigen Momente Murnaus Routine stach. Lisa Reitel etwa versenkte in einer Szene einen Dreier von höchstem Schwierigkeitsgrad. „Ein großer Wurf. Da war das Spiel am Kippen“, lobt ihr Coach. Das magische Dreieck aus Verena Seligmann, Andrea Frühschütz und Aysia Johnson (zusammen 46 Punkte) leistete Überstunden, quälte sich am Schluss gezeichnet übers Feld: Seligmann mit einem blau eingefärbten Oberschenkel, Frühschütz mit einem Krampf. „Da sieht man schon, wie viele Körner das gekostet hat.“ Die Mühen und Wehen wurden am Ende belohnt mit einem entscheidenden Satz in Richtung Playoffs.